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Fastnacht für Anfänger

Ich lebe seit mehr als 30 Jahren hier und lerne heute noch über diesen kulturellen Wahnsinn (der fast an Fanatismus grenzt) Fasnacht. Ich weiss nicht wann es anfängt und wann es aufhört. Sie ändern jedes Jahr das Datum.


Die Schweiz ist langweilig.  Der Schweizer hat keinen Sinn für Humor. Wenn Sie das schon gehört haben und glauben, dann haben Sie noch nie Fastnacht im Rheintal oder in Liechtenstein erlebt.  Es ist vielleicht nicht so berühmt wie der Morgenstreich in Basel, aber viele Schweizer, Süddeutsche und Vorarlberger sind unter dem Einfluss dieser Konfettiparty.
 
Ich lebe seit mehr als 30 Jahren hier und lerne heute noch über diesen kulturellen Wahnsinn (der fast an Fanatismus grenzt)  Fasnacht.  Ich weiss nicht wann es anfängt und wann es aufhört. Sie ändern jedes Jahr das Datum.

Ich habe meine Kinder in die Schule geschickt und 20 Minuten später kamen sie zurück und sagten „Mamma, weisst du nicht was heute ist? Es ist  Rosamontag!“ Ich kenne manik Montage, schwarze Montage, ich habe sogar ein Montagauto besessen, aber ich habe nie von einem rosa-roten Monatag gehört.  Ich erkannte diesen „oooooooooo Mutter- Blick“ in den Augen meiner lieben Kinder.  Kennen sie den Blick, der Blick der sagt „du bist so peinlich –als ob sie mitten in der Bahnhofstrasse „fudeli blutt“ stehen würden.  „MUTTER, nicht rosa-rot, Rosen –wie die Blume.“ - Entschuldigung , mein Fehler!
 

 
Module 1 – Maskenball
 
Mein erster Maskenball war auch ein Fehler – ein grosse Fehler. Meine kleine Maus von einer Freundin sagte: „ Es ist dein erstes Jahr in der Schweiz, du musst uns zu einem Maskenball begleiten!  Fastnacht macht so viel Spass! Ich nehme zwei Wochen von der Arbeit frei.“  Ich war erstaunt,  „Wofür?“
 
„Zum Party machen. Die nächsten zwei Wochen sind mit Maskenbällen, Umzügen und Konzerten gefüllt.  Aber das Beste an der Fastnacht ist: „alles ist erlaubt“.  Heidi gab ihre Meinung dazu, „Was in der Fastnacht passiert, bleibt in derFastnacht.“ Das begriff ich noch nicht. „ Komm doch,  wir haben alles organisiert, du musst nur auftauchen.“


 
Ich wünschte, ich hätte es nicht gemacht.  Ich musste mich als ein XXL schwangerer Hummel verkleiden.  Ich habe diese schrecklichen Metallsiebe über meinen Augen befestigt, Fühler die in meinem Kopf steckten, ein Kissen um meinen Bauch herum und Flügel die einen Kilometer breit waren, tragen müssen. Ich hatte so heiss, dass mein Blut kochte und ich hatte das Haus noch nicht verlassen. In diesem Moment, wünschte ich mir von Herzen, dass ich die Flügel brauchen und zurück nach Memphis fliegen könnte. 
 
Wir und hundert andere maskierte, polyesterverkleidete Narren zerquetschten uns beim ersten Halt auf dem „Beizenweg“. An einem normalen Tag strahlt das Restaurant Gemütlichkeit aus; während Fastnacht glich es einem überfüllten Aschenbecher. Die verschieden Guggamusiker konkurrierten sich um zu sehen wer lauter und falscher spielen konnten. Ich habe später gelernt, je falscher je besser – sie machen sich sogar über die Musik lustig.   Wir quetschen uns nebeneinander in ein Treppenhaus, so gross wie ein Geburtskanal und die Feuerfalle darunter.  Ich verlor meine Kollegin in der Menschenmenge und tat das Logische, ich schrie ihren Namen.  Unverzüglich, kehrte sie um und ich dachte „super, Hilfe kommt“-  falsch gedacht.  Die kleine Maus schlug mir direkt zwischen die Siebe. Echt, es ist wahr!  Wie sollte ich wissen, dass diese durchsichtigen Metallsiebe uns als Verschleierung dienen, dass uns dadurch niemand erkennt bis nach Mittenacht? 
 
Ich habe niemand vor Mittenacht erkannt – ohne ihre Masken.  Leben und lernen!
 
Und ich verspreche euch, ich habe noch viel mehr gelernt.  In Module 2 finden sie heraus was ich genau über Dekoration und vieles mehr gelernt habe.
 
Bis dann.
Vicki

 © Copyright Vicki Gabathuler, 2012
 
 

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